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Die Kirche zu Hundshausen

Zeittafel

  • 1574 vermutliches Erbauungsjahr des Vorgängergebäudes
  • 1733 Abriß des Vorgängergebäudes
  • 1738 Einweihung der neu erbauten Kirchen
  • 1822/1825 Renovierung von Turm und Innenraum
  • 1909 Einbau neuer Fenster
  • 1936 Instandsetzung von Turm und Turmuhr
  • 1965-1968 Erneuerung des Kircheninnenraumes
  • 1981/1982 Erneuerung des Außenputzes und Verkleidung des Turmes mit Schiefer
  • 2015 erneute umfassende Sanierung mit "Substanzerhaltenen Maßnahmen" und "Innenrenovierung"

Quelle: Geschichte der Häuser und Gebäude in Hundshausen, S. 167

Pfarrer Reinhard Keller:

Die Kirche zu Hundshausen

Die Geschichte der ersten Kirche in Hundshausen liegt im Dunkel, wenn auch nachweislich eine solche vorhanden war. Diese war jedoch zu Beginn des 18. Jahrhunderts baufällig. Über ihr Aussehen lässt sich nur spekulieren. Einzig das Erbauungsjahr ist bekannt: 1574. In seiner kurzen Notiz über die Erbauung der neuen Kirche zu Hundshausen schreibt der damalige Jesberger Pfarrer Caspar Christian Kröschel: „Am 9. April 1738 habe (ich) in der alten Hundshäuser Kirche, woran an der Thüre zur Westseite die Jahreszahl 1574 in Stein außgehauen stand, zuletzt gepredigt … worauf des folgenden Tages die alte Kirche abgebrochen wurde.“ 

Zu diesem Zeitpunkt war Prinz Maximilian, der neunte Sohn des Landgrafen Karl, Patron der Kirche im Gericht Jesberg. Landgraf Karl hatte, nachdem 1721 mit dem Tod von Ludwig Eitel von Linsingen die Burg Jesberg und der dazu gehörige Besitz an die Landgrafschaft Hessen-Kassel gefallen war, seinen Sohn Maximilan mit dem Gericht Jesberg belehnt. 

Über den schlechten Zustand der alten Kirche zu Hundshausen findet sich in der Pfarreichronik folgende Notiz durch Pfr. Wilhelm Bach: „Schon im Jahre 1733 wurde die alte Kirche auf Befehl des Consistoriums und des Prinzen Maximilian von dem herrschaftlichen Baumeister Adam Johann Erdinger aus Schmalkalden besichtigt. Dieser berichtete am 3. Dez. d. J. ‚Die Kirche sey so schadhaft, daß sie nicht zu reparieren wäre, und daß alle Kosten vergeblich angewendet werden würden. Es sey rathsamer eine neue Kirche nach beigefügtem Abriß zu erbauen, die noch brauchbaren Materialien von der alten Kirche könnten mit dazu verwendet werden, da dann sämtliche Arbeiten einschließlich der Materialien sich auf 850 rth belaufen würden, ohne Fahr- und Handdienste, welches beinahe mit einer General Collecte könnte ausgeführt werden.‘“

Diese Notiz ist insofern interessant, weil hier der Landbaumeister Adam Johann Erdinger aus Schmalkalden erwähnt wird. Als Landbaumeister begleitete er in der Grafschaft Hessen-Kassel verschiedene Kirchenbauten (Ausbach, Gemeinde Hohenroda und Mauritiuskirche in Schenklengsfeld). Leider fehlt ein deutlicher Hinweis auf den Architekten der Kirche zu Hundshausen. Aber dass der Landbaumeister Erdinger auch für Planung und Durchführung des Kirchenbaus in Hundshausen verantwortlich war, ist zumindest nicht auszuschließen.

Viel ist an Akten aus der Erbauungszeit nicht zu erlesen. Da sind die Kirchenrechnungen und die Beschreibung durch Pfarrer Bach, der etwa 80 Jahre nach Erbauung der Kirche deren Entstehung beschrieb. Als echter Zeitzeuge liegt lediglich ein einzelnes Dokument in den Pfarreiakten vor, handschriftlich vom damaligen Pfarrer Kröschel notiert. Daraus geht hervor, dass am 13. April 1738 mit dem Kirchenbau begonnen wurde. Er schreibt: „Am 17. eodem ist der Grundstein im beyseyn des Baron von Wilmowsky Cammerjunckers von Ihrer Fürstl. Durchlaucht: Prinz Maximilians und der gantzen Hundshäuser Gemeine …. gelegt worden“.

In nur wenigen Monaten wurde die neue Kirche erbaut. Im Juli schloss der Mauermeister seine Arbeiten ab. Zwischen dem 17. und 25.Juli stellte der Zimmermann seine Arbeit fertig. Am 6. November des Jahres 1738 konnte die neue Kirche eingeweiht worden. Kröschel gibt als Predigttext Psalm 84, Verse 2-3 an. Vocal und Instrumentalmusik begleitete die Einweihung.

Entstanden war ein rechteckiger Bau aus Bruchsteinen von 15,50 Meter Länge und 10 Meter Breite. Die Bruchsteine wurden vermörtelt und verputzt, so dass sie in der Außenansicht unsichtbar bleiben. Der Sockel und die Mauereck-Kanten wurden mit Sandsteinquadern ausgeführt. Die Wände strecken sich etwa 7 Meter in die Höhe.

Das Dach ist ein doppelt abgewalmtes und mit Ziegeln gedecktes Dach. Mächtig ragt der Turm mit 22 Metern in die Höhe.

Die Kirche hatte ursprünglich zwei Eingänge, von denen der Südeingang im Jahre 1966 im Rahmen einer grundlegenden Sanierung zugemauert wurde.

In der Innenausstattung bildeten die Kanzel und Altar eine Einheit, wie es der reformierten Tradition entsprach. Der Altar war ein gemauerter und verputzter Steinblock (lt. Gutachten 1948). Unter der Kanzel befand sich einst der Pfarrstand, links und rechts vom Altar der Kirchenältestenstand. Zu den Emporen führten zwei Treppen. Die Emporen hatten schmale Emporenverlängerungen, die bis zum Ende der Kanzelwand reichten (lt. Vermerk des Landeskirchenamtes Kassel vom 16.12.1948).

Die Kirche zeigte Ausmalungen, die der Bauzeit entsprachen. Schlichte Barockmotive zierten die Kirche, wie sie bei Untersuchungen der Farbschichten der Holzteile zutage traten.

Maßgeblichen Anteil an der Finanzierung der Kirche kam dabei Prinz Maximilian zu. Mit dem Lehen des Gerichtes Jesberg fiel ihm auch das Patronatsrecht zu, die „Schirmherrschaft“ des Landes- und Grundherrn über seine Kirchen und damit die Verpflichtung für Kirche und Seelsorge zu sorgen.

Im Fall Hundshausens kam Prinz Maximilian dieser Verpflichtung nach. Nicht nur, dass er einen Großteil der Erbauungskosten von 1.131 Thaler, 6 Albus, 9 Heller bezahlte, er stiftete zudem 30 Baumstämme als Bauholz. Aber auch die Hundshäuser hatten ihren Beitrag zu leisten. Bach erinnert, dass jeder Haushalt einen Thaler zum Bau der Kirche beitrug, so dass 49 Thaler zusammenkamen, neben den Hand- und Spanndiensten, die seitens der Hundshäuser aufgebracht wurden. Dazu wurden von Hundshausen 33 Thaler, 10 Albus, 8 Heller für verkauftes Holz aus dem Gemeindewald dazu hergegeben. Aus dem Verkauf der Materialen der abgerissenen Kirche konnten zur Finanzierung des Neubaus noch 15 Thaler, 9 Albus und 4 Heller erlöst werden.

Doch schon 1768 mussten an Turm und Kirche Reparaturen vorgenommen werden, die noch einmal 250 Thaler Aufwendungen bedeuteten. Vielleicht verbirgt sich in dieser Zahl auch die endgültige Fertigstellung der Kirche. Eine Orgel hatte die Kirche auch zu diesem Zeitpunkt noch nicht. 1777 erfolgte eine erneute Reparatur der Kirche.

Die Kirche zu Hundshausen hat immer wieder Reparaturen und Veränderungen erfahren, die im Folgenden tabellarisch aufgelistet werden:

1822: Kirche und Turm werden für 65 Taler saniert

1825: Die Kirche wurde neu geweißt, alles Holzwerk neu gestrichen, die Kanzel verkleidet

1880: Restauration in der Kirche für 938,50 Mark

1909: Innenrenovierung und neue Fenster für gesamt 2.253,46 Mark

1934: Einbau eines Schornsteins in die Kirche für 543,- RM

1936: Neueindeckung des Turms für 1.450,- RM und Turmuhrreparatur für 367,10 RM

1955: Instandsetzung des Kirchendaches

1965-1968: Grundlegende Erneuerung des Kircheninnenraums. Die Putzdecke wird erneuert, die seitliche Kirchentür wird zugemauert, die Empore wird neu gestaltet, der ursprüngliche Altar wird abgebaut und durch einen Steintisch ersetzt, das Gestühl wird erneuert, ein neuer Steinfußboden. Außerdem wird eine der beiden Aufgänge zu den Emporen beseitigt, um Platz für Öltanks für den Ölofen zu schaffen. Neueinweihung am 31.3.1968.

1981 – 1982: Neueindeckung des Kirchturms mit Schiefer, Erneuerung des Außenputzes, Einbau einer Elektroheizung und Neuanstrich. Wiedereinweihung am 3. Advent 1982.

2015: Erneute umfassende Sanierung der Kirche: „Substanzerhaltende Maßnahmen“ und „Innenrenovierung“

Quelle: Geschichte der Häuser und Gebäude in Hundshausen, S. 169

Pfarrer Reinhard Keller:

Zur Geschichte der Orgel

Über die Anschaffung einer Orgel notiert Bach in seiner Chronik: „Die Anschaffung derselben veranlaßte im Frühjahr 1804 der neue Schullehrer Wiegand. Um Gelegenheit zum Orgelspiel zu haben wünschte er, daß eine angeschafft werde, und bald standen ihm viele Einwohner bei. Wie gern beförderte ich die Sache so viel ich konnte. Das nächste, was herbeigeschafft werden mußte, war Geld.“ Bach rief zu Spenden auf, so dass in der Gemeinde innerhalb kürzester Zeit über 70 Thaler gesammelt werden konnten. Gerne hätte Bach zu diesem Zeitpunkt eine Hausorgel, die er in Marburg ausfindig gemacht hatte, in die Kirche zu Hundshausen einbauen lassen, doch erwies sich diese für die Größe des Kirchenraumes ungeeignet. So sollte sich der Bau der Orgel noch verzögern. Als 1806 allerdings die Densberger Gemeinde ihren Kirchenneubau fertig hatte, konnten sie die alte Orgel nicht in den Neubau übernehmen. Pfarrer Bach, der davon hörte, erkundigte sich und die Gemeinde Hundshausen erwarb die alte Orgel für 50 Thaler. Mit dem Orgelbauer Bernhard aus Romrod wurde ein Vertrag geschlossen, diese Orgel zu überholen und anschließend in die Kirche zu Hundshausen einzubauen. Er sollte dafür den Betrag von 70 Thalern erhalten. Die Maßnahme zog sich aufgrund des siebenjährigen Krieges bis ins Frühjahr 1808 hin, so dass erstmals am 22. Mai 1808 in Hundshausen Orgelmusik erklang.

Die Orgel diente der Gemeinde 86 Jahre, bevor 1894 der Orgelbauer Möller aus Rotenburg eine neue Orgel einbaute (Kosten 1.880 Mark), deren Musik am Sonntag Palmarum 1894 (18. März) erstmals erklang und von deren Klang der damalige Orgelsachverständige, der königliche Musikdirektor Brede, begeistert schrieb: „Das Orgelwerk liefert von Neuem den Beweis von der Sorgfalt, Einsicht, Geschicklichkeit und von den guten Willen der Erbauer.“

Quelle: Geschichte der Häuser und Gebäude in Hundshausen, S. 170

Pfarrer Reinhard Keller:

Zur Geschichte der Glocken

Schon von Anbeginn an hingen im Hundshäuser Glockenturm zwei Glocken. Die kleinere der beiden Glocken stammte aus dem Kloster Blankenhain in der Wetterau. Sie hatte schon in der Vorgängerkirche zum Gottesdienst gerufen. Auf ihr war zu lesen: „blankenhan. vetterave. anno. domini m.cccc.l.xxi.“ Es ist nicht bekannt, wie diese Glocke nach Hundshausen kam.

Leider ist über die zweite Glocke nichts bekannt, lediglich, dass sie 1826 zu Bruch ging. Man hatte sie, um sie besser hören zu können, höher gehangen. Am 28. Mai 1826 fiel sie herab und zerschlug an ihrer Krone. Das machte einen Neuguss der Glocke notwendig. Diese Glocke wurde in der Glockengießerei Raabe bei Homberg gegossen und trug die Inschrift: „der gemeinde hundshausen gehöre ich – philipp raabe zu homberg gos mich.“

Im Oktober 1894 werden zwei neue Glocken durch Pfarrer Steinbock geweiht. Ob hierbei die aus dem Jahre 1471 stammende Glocke umgegossen wurde, ob diese beschädigt war oder ob sie verkauft wurde, ist unbekannt. Unbekannt ist ebenfalls, ob die große Glocke von 1826 umgegossen oder anderweitig verkauft wurde. Die beiden neuen Glocken wurden in Apolda gegossen.

Glocke 1: „So ihr hören werdet meine Stimme, so verstocket eure Herzen nicht. Ebräer 3,7 und 8. Für die Gemeinde Hundshausen 1894. Glockengiesserei Gebr. Heinrich Ulrich. Apolda“

Diese wurde 1917 abgeliefert zu Kriegszwecken.

Im März 1922 wird das Geläut wieder ergänzt und für die im Krieg abgelieferte Glocke gießt die Fa. Gebr. Rincker GmbH eine neue Glocke. Sie trägt bis auf den heutigen Tag die Inschrift: „Heute so ihr hören werdet meine Stimme / so verstocket eure Herzen nicht. Hebr. 3,7.8. Für die Gemeinde Hundshausen“ (Gebr. Rincker GmbH)

Erhalten blieb zunächst die 2. Glocke, gegossen 1894 in Apolda, mit der Inschrift: „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen. Für die Gemeinde Hundshausen 1894. Glockengiesserei Gebr. Heinrich Ulrich. Apolda“. Doch im Januar 1942 musste diese Glocke abgeliefert werden.

Erst 1950 kann eine neue Glocke angeschafft werden. Die Fa. Junker, Brilon gießt die 240 kg schwere Glocke mit einem Durchmesser von 0,74 m im Ton Cis‘‘. Sie trägt die Inschrift ihrer Vorgängerglocke: „Ehre sei Gott in der Höhe.“ (A. Junker, Brilon) Die Glockenweihe erfolgte am 4. Advent, den 24. Dezember 1950 mittags um 14.00 Uhr durch Propst Scheffer.

Bis 1971 wurden die Glocken von Hand geläutet. ERst dann konnte ein elektrisches Läutewerk eingebaut werden.