Die evangelische Kirche zu Jesberg
Die evangelische Kirche zu Jesberg vor 1714
Die evangelische Kirche in Jesberg geht im Kern zurück in das 14. Jahrhundert. Ein altes Tabernakel (eingelassen in der Südwand) gibt Zeugnis von dem Vorgängerbau aus vorreformatorischer Zeit. Das Tabernakel diente in vorreformatorischer Zeit der Aufbewahrung geweihter Hostien. Auch der Taufstein aus dem Jahre 1565 stammte aus der alten Kirche.
Epitaphien (aus dem Jahre 1530 und 1611) der Familie derer von Linsingen
Neben dem Taufstein finden sich zwei Epitaphien (aus dem Jahre 1530 und 1611) der Familie derer von Linsingen, die im Mittelalter über die Kirche zu Jesberg bis 1721 das Patronatsrecht ausübten. Zur Linken steht das Epitaph für Agnes von Linsingen. Sie verstarb um 1611. Zur Rechten ist das Epitaph von Wolf von Linsingen zu sehen. Es ist das ältere der beiden Epitaphien. Wolf von Linsingen verstarb um 1530.
Umgestaltung der Kirche zwischen 1714-1716
Die Kirche wurde zwischen 1714 - 1716 umgestaltet – ganz im Stil des Barocks. Erhalten und sehenswert aus dieser Zeit sind vor allem die Baluster, die die Emporen stützen. Der heute sichtbare Turm entstammte einer späteren Umgestaltung der Kirche. In den Jahren 1714-1716 erhielt die Kirche einen Fachwerkaufbau als Turm, der noch auf Bildern aus der Zeit vor 1881 zu sehen ist (vgl. den Ausschnitt einer Zeichnung von H.Greiner aus dem Jahre 1872).
Orgel
Wenige Jahre nach ihrer Fertigstellung erhielt die Kirche eine Orgel. Sie entstammte der Werkstatt des Orgelbauers Daniel Mytze aus Sachsen und wurde 1725 in die Kirche eingebracht. Vermutlich stiftete der neue Kirchenpatron Prinz Maximilian die Orgel der Kirche. Sie hatte anfänglich ihren Platz an der Ostwand und wurde erst nach der großen Umgestaltung der Kirche 1881 auf die Emporen an die Westwand gestellt. In dieser Zeit erhielt die Orgel auch ihr Pedalwerk.
Umgestaltung der Kirche 1881
Eine große Umgestaltung erfuhr die Kirche zu Jesberg 1881. Waren schon vorher die Fenster verändert worden, so wurden nun die Fenster im Stil der Neogotik gefasst. Auch wurde der alte Fachwerkturm abgetragen und durch einen Turmanbau ersetzt. Durch den Turmanbau erhielt die Kirche einen neogotischen Chorraum. Auch die Eingänge zur Kirche wurden umgestaltet, die alten barocken Schriftsteine, die als Widmungssteine die Eingänge zierten, wurden abgenommen. Einer der barocken Schriftsteine hat heute seinen Platz im Boden unterhalb der Kanzel gefunden.
Renovierung 1947-48
Während einer Sanierung 1947 besann man sich auf den alten Taufstein aus dem Jahre 1565, der 1605 zweckentfremdet wurde. Infolge der sog. „Zweiten Reformation“ durch Landgraf Moritz den Gelehrten, wurde der Taufstein abgebaut und zunächst als Altarfuß und später wohl auch als Kanzelsockel verwendet. Zum Reformationsfest 1947 wurde er wieder seiner ursprünglichen Bestimmung übergeben.
Glockeneinbringung
1948 erhielt die Kirche zu Jesberg auch ein neues Glockengeläut (siehe Foto Glockeneinbringung im Dezember 1948). Am 1. Weihnachtstag 1948 wurden die beiden Glocken durch Propst Scheffer geweiht. Gegossen wurden sie von der Glockengießerei Junker in Brilon. Pfr. Hartwig schreibt in der Chronik: „Möge ihr Klang die Herzen erreichen und sie zum Frieden mit Gott rufen“. Sie haben die Tonstimmung a und f und tragen die Inschriften:
Große Glocke: Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen sein Wohlgefallen.
Kleine Glocke: O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort.
Die Kirche zu Jesberg erhielt weitere Ausstattungsstücke in späteren Jahren
Gedenktafeln
Links vom Taufstein wurden die Gedenktafeln für die Gefallenen der beiden Weltkriege angebracht. Diese Tafeln samt Kreuz sind ein Werk des ortsansässigen Künstlers Otto-Horst Jaritz (1913-1985).
Eingangstür -Türgriff-
Schon an der Eingangstür begegnet man einem Werk des Künstlers Jaritz, der den Türgriff mit einem Medaillon versah, das das altchristliche Symbol des die Jungen aus sich speisenden Pelikans aufgreift – Sinnbild für die Hingabe Jesu Christi. Deshalb ist das Symbol auch mit dem Schriftzug versehen: Wir leben von einem!
Kruzifix im Chorraum
Auch das frei schwebende Kruzifix im Chorraum entstammte der Hand des Künstlers Otto-Horst Jaritz. Alle diese Ergänzungen an Ausstattung erfuhr die Kirche nach der Renovierung in den 70er Jahren. Im Zuge dieser Renovierung wurde auch das ursprünglich neogotische Fenster im Chorraum gegen das leuchtende Buntglasfenster ausgetauscht.