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Renaturierung und Gewässererweiterung der Gilsa

Klimaschutzprojekt in Jesberg I

Anlegung von Vorlandwällen (zur naturnahen Auenentwicklung)

In Bezug auf die Hochwasserschutz und auch für die Naturschutzplanung ist vorgesehen, dass sogenannte Vorlandwälle die Retention der Gilsa erhöhen sollen. Sie werden quer zur Fließrichtung des Gewässers an den vorhandenen Höhenlinien angelegt. Sie bewirken eine Verzögerung des Hochwasserabflusses, da sich das Gewässer bei Hochwasserereignissen hinter ihnen ausbreiten kann. Besonders die
Folgen des HQ3 bis HQ5 (Hochwasserereignis, dass statistisch alle 3-5 Jahre erreicht wird) sollen durch die Anlage der Vorlandwälle vermindert werden. Die Kappung der Hochwasserwelle durch Verstärkung der natürlichen Retention ist ein bewährtes Element des dezentralen Hochwasserschutzes. Die auflaufende
Hochwasserwelle wird gezielt ab einem bestimmten Durchfluss über die Vorlandwälle zwischengespeichert und somit im Unterwasser der gewünschte Effekt erzielt, dass die Hochwasserwelle gestreckt wird und in der Spitze geringer ausfällt (hydrologischer Fachbegriff: „Translation und Retention“).

Die Wälle werden in Fließrichtung vor dem Campingplatz Jesberg angelegt um einen Sicherheitsabstand stromabwärts zum Campingplatz einzuhalten und um einen Rückstau in diesem Gebiet zu vermeiden. Die Vorlandwälle sind als flache Erdwälle mit einer Schulterhöhe von ca. 0,50 m und einer Böschungsneigung von 1: 10 vorgesehen, so dass sie in die landwirtschaftliche Mähwiesennutzung integriert werden können. Der Standort der Anlage ist direkt entlang der vorhandenen Höhenlinien. Nach der Profilierung des Dammkörpers wird der Oberboden, zusammen mit nährstoffarmem Unterboden, wieder aufgetragen.
Dabei wird kein ortsfremder Boden verwendet.

  1. Der erste Vorlandwall (beginnend an der westlichen Seite hinter ) wird bei einer Höhe von 246,50 m über NN angelegt und hat linksseitig der Gilsa seine höchste Auffüllung bis zu 1,17 m im Uferbereich. Die durchschnittliche Aufschüttung liegt bei 0,50 m. Der Rückstau des ersten Vorlandwalles betrifft eine Fläche von bis zu 2.422 m² und 622 m² = Gesamt: 3.044 m² = 761 m³. Aus naturschutzfachlichen Gründen /Durchströmung der angrenzenden Feuchtbiotope sollte dieser Bereich über die Grundschwelle bereits bei einjährigem Hochwasser anspringen
  2. Der zweite Wall wird eine Höhe von 246 m über NN haben und hat linksseitig der Gilsa eine Auffüllung von bis zu 1,00 m. Rechtsseitig sind es bis zu     0,70 m. Im Durchschnitt ist die Aufschüttung ca. 0,50 m hoch. Die Rückstaufläche liegt hier bei linksseitig 2.629 m² und rechtsseitig bei 1.628 m² = Gesamt: 4.257 m² = 1064,25 m³. Hier ein Anspringen des Hochwassers bei dreijährigem Hochwasser vorgesehen.
  3. Der dritte Wall wird eine Höhe von 245,50 m über NN haben und hat linksseitig der Gilsa seine höchste Auffüllung im Uferbereich von bis zu 1,10 m. Im Durchschnitt ist auch hier die Aufschüttung ca. 0,50 m hoch. Rechtsseitig sind es bis zu 1,00 m im Uferbereich der Gilsa. Die mögliche Rückstaufläche liegt hier bei linksseitig 3123 m² und rechtsseitig bei 3205 m² = Gesamt: 6328 m² = 1585 m³. Das Anspringen der Grundgleite ist hier auch bei einem dreijährigen Hochwasser vorgesehen.
  4. Der vierte Wall hat eine Höhe von 244,50 m . Die links- und rechtseitige Auffüllung von maximal 1,00 m ist direkt im Uferbereich. Im Durchschnitt liegt auch hier die Auffüllung bei 0,50 m. Zur Auewaldentwicklung ist hier ein Anspringen der Grundgleite bei einem einjährigen Hochwasser vorgesehen. Die mögliche Rückstaufläche liegt hier bei linksseitig 5443 m² und rechtsseitig bei 2134 m² = Gesamt: 7577 m² = 1894,25  m³.

Dammkörper und Standorte der Baustraßen sollen anschließend mit zertifiziertem Bio Saatgut (Mischung „Feuchtwiese“ für UG21) wieder eingesät werden. Die biologisch landwirtschaftliche Nutzung insbesondere die Mahd soll weiterhin langfristig durchgeführt werden um einen extensiven Pflegecharakter auf der Fläche zu erhalten.
Die gesamte Maßnahme wird das Gewässer gewässerökologisch mehr an die angrenzende Aue anbinden, so dass sich insbesondere amphibische und aquatische Pflanzen- und Tierarten besser ausbreiten können. Dabei haben die Indikatoren Arten (Verlierer der Klimaerwärmung) wie hier Bachneunauge und Groppe einen besonderen Schutz und Entwicklungsfaktor. Um die Entwicklung zu dokumentieren wird der ökologische Zustand vor und nach der Bauphase untersucht (Monitoring) werden.

Dipl.-Ing. H.-M. Kann
Planungsbüro wertschöpfung,

Borken, den 24.11.22